Unklarheiten

Hallo zusammen

Ich bin 20 jahre alt, habe seit meiner ersten Periode (vor 6 Jahren) starke Schmerzen und bin neu hier. Nebst den Menstruationsschmerzen habe ich auch ausserhalb der Menstruation ebenfalls Schmerzen, welche unklar sind. Magen- und Darmspiegelung habe ich bereits hinter mir (weil der Wert Calprotectin erhöht war) und es ist nichts Auffälliges zum Vorschein gekommen. Als Krönung habe ich Zysten, die nicht der Auslöser sein können, wurde mir zumindest so gesagt.

Ich war schon bei drei verschiedenen Frauenärztinnen und die Dritte hat vor kurzem den Verdacht von Endometriose geäussert. Sie meinte, da ich die Mirena habe und sich die starken Schmerzen etwas gelget haben, soll ich einfach so weiter machen. Das heisst die Jahreskontrolle wie gehabt durchführen und wenn die Mirena raus muss einfach wieder eine neue einsetzen. Eine Bauchspiegelung würde sie erst machen, wenn ich einen unerfüllten Kinderwunsch hätte.

Ich wollte euch einmal fragen, was ihr zu dem Vorgehen meint. Ist das normal, dass man einfach wartet, bis man ein Kind will und keines bekommt und dann erst eine Bauchspiegelung durchführt? Das kommt mir komisch vor. Es könnte ja gar keine Endometriose ist oder für den Kinderwunsch schon zu spät sein, oder? Ich bin für jeden Ratschlag oder jede Meinung von euch dankbar.

Das kommt einem in der Tat…

Das kommt einem in der Tat komisch vor :-) Was deine Frauenärztin dir hier vorschlägt, ist Symptombehandlung. Auf einen Zahnarzt übertragen: du gehst wegen Zahnschmerzen hin und der Zahnarzt sagt „Ach, das riecht nach Wurzelproblem. Sie haben ja noch Ibuprofen zuhause. Nehmen Sie das. Eine Wurzelbehandlung machen wir erst, wenn Sie vor Schmerzen nicht mehr essen können.“. 

Mach einen Termin bei einem Endozentrum. Die Website hier kann dir weiterhelfen. Und du wirst merken, dass manche Ärzte und Ärztinnen von Endometriose keine Ahnung haben. Was deine Frauenärztin vorgeschlagen hat, klingt eher nach „nicht wirklich Ahnung.“. Die Sache ist nämlich die: die Endometriose kann an Organen sitzen, die du gerne unbeschadet behalten magst. Sprich Eierstöcke, Blase, Harnleiter... Also sichere dir keinen Verdacht, sondern eine Diagnose. Und dann kannst du auch mit mehr Gewissheit planen.

Was für ein schöner…

Was für ein schöner Vergleich mit dem Zahnarzt. Danke dafür, herrlich!!!

Und natürlich ist das vollkommen richtig, was du schreibst. Ich sehe das ganz genauso.

Und ich finde es, nebenbei bemerkt, äußerst absurd, einen unerfüllten Kinderwunsch zur Bedingung für eine Abklärung des Verdachts zu machen. Dass die Schmerzen mit der Mirena weniger sind, ist ja super, nur: für den KiWu muss die raus und was wird dann passieren? Die Schmerzen werden mehr werden. Und da der Verdacht auf Endo jetzt durch die Mirena sogar erhärtet wurde, macht es gleich nochmal weniger Sinn, es beim KiWu halt mal drauf ankommen zu lassen. Um noch einen Vergleich aufzufahren: ich hab Hashimoto und KiWu. Da wird auch geguckt, ob die Schilddrüsenwerte passen und nicht gesagt: ach, MANCHE Frauen werden auch mit K*ck-Werten schwanger. Versuchen Sie das doch erstmal.

Mach auf jeden Fall einen…

Mach auf jeden Fall einen Termin in einem Endozentrum. Bei mir wurde die Endo zu spät festgestellt so dass man mir jetzt links Eileiter, Eierstock, Harnleiter und Niere, ein Stück aus der Scheide und ein Stück Gebärmutterband entfernen musste. Das hätte alles nicht sein müssen wenn meine Frauenärztin mir nicht jahrelang erzählt hätte dass alles gut aussieht und Schmerzen normal sind

Eigentlich kann man zu so…

Eigentlich kann man zu so etwas gar nichts mehr sagen. Unfassbar in einem angeblich medizinisch so hoch entwickelten Land. Und doch habe ich keinerlei Schwierigkeiten damit, das zu glauben. :(

Was mich aber brennend interessieren würde: hast du sie damit konfrontiert? Und wenn ja, wie war die Reaktion? Mit so einer Situation habe ich selbst sehr schlechte Erfahrungen gemacht, aber ich freue mich, wenn andere mutig sind und evtl. die Reaktion des Arztes gut ausfällt oder sie wenigstens so richtig ihre Wut an der richtigen Stelle abladen konnten. Meiner hat das eiskalt an sich abprallen lassen und ich war mehr elend als wütend.

Habe lange überlegt ob ich…

Habe lange überlegt ob ich es machen soll aber ich habe es gelassen. Habe nach der Diagnose dass ich Endo habe (vor 2 Jahren wusste ich nicht mal dass es so eine Krankheit gibt) dort angerufen um nach ein paar Daten aus meiner Krankenakte zu fragen, da mein neuer FA die wollte, und habe erwähnt, dass ich Endo habe. Die schnippische Antwort der Sprechstundenhilfe war "Endometriose behandelt sie eh nicht" Danke und tschüß sag ich dazu nur

das kann ich einerseits verstehen...

... denn die Reaktion der Ärztin wird (zumindest in deiner Gegenwart) vermutlich nicht anders ausfallen. Dass die da Fehler eingesteht wird mit ziemlicher Sicherhet nicht passieren. Trotzdem kann es hilfreich sein, seinen Ärger und ein Feedback an Ort und Stelle abzuladen. ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie du (also auch lange Verharmlosung von Beschwerden, Abstreiten dass es Endometriose sein könnte, nachdem ich aktiv danach gefragt hatte, als Mimose dargestellt werden, die zu blöd ist Ibuprofen richtig einzunehmen usw. vor der Diagnose und dann nach Diagnose eine geballte Inkompetenz, die mich wirklich sprachlos gemacht hat). Nach meinem Wechsel zu einer wesentlich kompenteren Ärztin und nachdem ich mir ausreichend Wissen selbst angelesen hatte, hab ich aber gemerkt wie dolle es noch in mir rumort, dass ich diese Praxis so sang- und klanglos verlassen habe ohne einmal auf den Tisch zu hauen und eine Rückmeldung zu geben. Habe mich dann entschieden das schriftlich zu machen, weil ich dachte, es bietet mir (--> ich heul nicht los vor Wut und kann alles sachlich aber vollständig aussprechen), aber auch der FÄ (sie kann das in Ruhe lesen und muss nicht reagieren, sich verteidigen, abstreiten..) Vorteile. Habe ihr dann eine längere Mail geschrieben, in hoffentlich einigermaßem sachlichen Ton, aber doch recht deutlich im Inhalt. Danach habe ich mich so viel besser gefühlt, weil ich das Gefühl hatte, irgendwie für mich eingestanden zu sein und nicht bloß geräuschlos verschwunden und weil ich mich zumindest einem Fitzelchen Hoffnung hingeben kann, dass sie sich das zumindest soweit zu Herzen nimmt, dass sie vielleicht bei folgenden Patientinnen minimal sorgfältiger ist, weil sie weiß, dass sie es schon mal versaubeutelt hat.

Meinen FA hatte ich 8 Jahre…

Meinen FA hatte ich 8 Jahre und ich kam immer wieder mit den Beschwerden zu ihm. Nachdem ich die Pille nicht mehr nehmen durfte, habe ich eine Kupferkette bekommen und die letzten 4,5 jahre waren eine Tortur. Es hieß dann immer die Schmerzen können mit der Spirale nun mal stärker werden, sie haben halt einen Bandscheibenvorfall in der LWS, sie haben ein chronisches Schmerzsyndrom usw. Man muss dazu sagen, das ist wirklich ein angesehener Arzt, der in Harvard studiert hat (wenn man so etwas Beachtung schenkt). Mir hat es dann gereicht und leider erst jetzt mit 23 habe ich gesagt, was denn jetzt mit Endometriose ist.

"Ach sie meinen sie haben das? Na dann sollten wir eine Bauchspiegelung machen." So einfach war es dann auf einmal ...

Nutze in Deutschland, dass du die freie Arztwahl hast und geh zu einem der dich ernst nimmt oder in ein Endometriosezentrum. 

Erst mit 23? ;) Das ist…

Erst mit 23? ;) Das ist seeehr früh. Aber gut, dass du das gemacht hast.